Zu Fuss durch Frankreich - Ruth und Werni

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Zu Fuss durch Frankreich

Jakobsweg
Von Genf nach Le Puy en Velay in 17 Tagen

Nachdem wir die Strecke von Le Puy en Velay nach Santiago de Compostela mit dem Velo und den Weg von Konstanz nach Genf zu Fuss zurückgelegt haben, wollen wir die Lücke von Genf nach Le Puy schliessen. Wir fahren mit dem Zug nach Genf und machen uns zu Fuss auf den Weg. Das Wetter zeigt sich während der ganzen Zeit von seiner besten Seite.  Auch mit unseren Gelenken und Füssen haben wir keinerlei Probleme. So wird der Weg zu einem echten Genuss.
Die Route führt über Beaumont und Chaumont im Departement Haute-Savoie. Wie es die Namen sagen ist es hier sehr hügelig. In Seyssel erreichen wir die Rhone. Diese begleitet uns bis nach Chanaz. Über schöne Berge mit atemberaubenden Blicken auf die tief unter uns fliessende Rhone erreichen wir in Aoste das Departement Isère. Über Le Pin, La Côte-St. André und Revel-Tourdan  gelangen wir nach Chavanay, wo wir ein weiteres Mal auf die Rhone treffen und diese überqueren. Jetzt sind wir im Departement Loire. Hier ist es sehr gebirgig. In Le Sétoux übernachten wir auf über 1’100m und es ist empfindlich kalt. In Raffy erreichen wir mit 1’276 m den höchsten Punkt dieser Reise.  Am sechzehnten Tag kommen wir nach 380 Kilometern glücklich und zufrieden in  Le Puy en Velay mit der imposanten Felsenkirche und der eindrücklichen Kathedrale an.

Highlights

Du musst nur dem Weg vertrauen
Schon am ersten Tag treffen wir Natascha eine aufgestellte junge Frau. Vor lauter plaudern verpassen wir eine Abzweigung und wir geraten weit ab vom Weg. Ein Schutzengel schickt uns ein nettes französisches Ehepaar, welches mit uns wieder bis zum richtigen Weg zurück wandert. In der Herberge von Beaumont verbringen wir mit Natascha und Alex einen lustigen und gemütlichen Abend. Unsere Wege werden sich leider trennen, denn am nächsten Etappenort Chaumont, wo wir schon von zuhause aus ein Bett reserviert haben, sind die Unterkünfte scheinbar schon ausgebucht.
Am Abend sitzen wir im überfüllten Restaurant von Chaumont. Plötzlich taucht Natascha mit Alex auf, aber sie werden vom Wirt abgewiesen. Erst nachdem wir sagen, dass wir Kollegen seien, dürfen sie sich an unseren Tisch setzten. Sie haben in der Gîte einen Platz gefunden, denn es war nur das Restaurant und nicht die Herberge ausgebucht. Auf die Frage warum Natascha trotz der Aussicht kein Bett zu finden in dieses Bergdorf gestiegen sei sagt sie: „Du musst nur dem Weg vertrauen“ .

Unser Hund
Wir haben das Gefühl, dass in Frankreich jedes Haus von einem Hund bewacht wird. Zum Glück hat es fast immer einen Zaun um den Garten. So können die Hunde die uns zähnefletschend nachspringen und uns anbellen nichts antun. Auf dem Weg von Revel-Tourdan nach Clonas kommt uns ein junger Hund entgegen, er ist nicht angebunden und trägt auch kein Halsband. Er bellt nicht, sondern schaut uns mit seinen grossen Augen nur treuherzig an. Wir wandern weiter aber der Hund schliesst sich uns an. Der wird dann beim nächsten Bauernhof schon wieder verschwinden, denken wir. Aber der Hund begleitet uns treu. Er springt uns schwanzwedelnd vor und hinter den Beinen durch und wenn wir stehen bleiben, setzt er sich hin und wartet. So wandern wir gemeinsam weiter und überlegen uns schon, was wir am Etappenziel mit unserem Hund machen werden. Soweit kommt es zum Glück nicht. Bei einem Weiler verlässt uns unser Hund, ohne sich zu verabschieden. Wir sind sehr froh und vermeiden es zurück zu schauen und wir sprechen nur noch im Flüsterton.

Der Wunschtraum
Mit den Unterkünften und dem Essen ist es so eine Sache. Man muss nehmen was es gibt. Wählerisch dürfen wir nicht sein, denn die nächste Unterkunft ist ja fünf oder zehn Kilometer weiter entfernt.  Meistens treffen wir es gut. Es kommt ja auch nicht auf den Komfort an. Die Herzlichkeit mit der wir in den einfachen Unterkünften und Herbergen meistens empfangen werden macht den mangelnden Komfort mehr als wett. Eine Zeit lang häufen sich aber die alten heruntergekommenen Hotels. Einmal liegen wir nachts in so einem Hotel wach in unserem unbequemen Bett und formulieren gemeinsam, wie morgen unsere Traumunterkunft aussehen soll so: „Sie muss ja nicht neu sein, aber die letzte Renovation sollte nicht länger als 50 Jahre zurück liegen. Die Dusche muss nicht unbedingt geplättelt sein, aber der Verputz sollte wenigstens nicht abblättern. Die Brause sollte in der Höhe verstellbar und die Brausehalterung wenn möglich nicht abgebrochen sein. Wir wünschen uns ein Zimmer mit zwei Einzelbetten mit weichen, dünnen Kissen und die Matratze müsste nicht unbedingt die Eigenschaften eines Trampolins haben. Das Essen soll saftig sein, mit Salat und viel Gemüse und einem Stück Fleisch, bei dem der Koch fragen muss ob wir es saignant oder à point wünschen. Es wäre uns dann egal, wenn er es trotzdem bien cuit bringen würde“. Wir lachen uns mitten in der Nacht wegen dieser Phantasien fast kaputt. Am zweitletzten Tag finden wir ein Hotel, das unseren Träumereien ganz genau entspricht und der Koch hat uns doch tatsächlich gefragt, ob wir das Steak saignant oder à point wünschen.








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