Zu Fuss durch die Schweiz - Ruth und Werni

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Zu Fuss durch die Schweiz

Jakobsweg
Von Konstanz nach Genf in 21 Tagen

Im letzten Jahr haben wir den Jakobsweg von Le Puy en Velay nach Santiago de Compostela mit dem Velo zurückgelegt. Wir haben viele Fusspilger getroffen und so ist die Idee entstanden auch einmal zu Fuss unterwegs zu sein. Am 10. April starten wir in Konstanz bei der Kathedrale. Unser Ziel ist es auf dem Jakobsweg bis nach Genf zu pilgern. Alles was wir für vier Wochen brauchen ist im Rucksack verstaut. Das ist wirklich nicht viel und trotzdem wiegen unsere Rucksäcke mit der Zwischenverpflegung und dem Wasser acht respektive zehn Kilos.
Kaum haben wir die Städte Konstanz und Kreuzlingen hinter uns, wandern wir auf herrlichen einsamen Wegen. Die Route führt über Fischingen und das Hörnli nach Rapperswil, wo wir über den wunderbaren neuen Pilgersteg den See überqueren und via Etzel nach Einsiedeln gelangen. Wegen schlechtem Wetter und Schneefall, können wir nicht über die Haggenegg. Die Einheimischen in Alpthal prophezeien uns knietiefen Schnee. So fahren wir nach Einsiedeln zurück und erreichen Schwyz mit der Bahn. Weiter geht es über Brunnen und Treib nach Stans, Flüeli Ranft und dann über den Brünig zum Brienzer- und zum Thunersee. Über Schwarzenburg, Fribourg und Romont erreichen wir den Genfersee bei Lausanne. Dem See entlang und durch die Rebberge von Rolle erreichen wir nach 500 km Fussmarsch Genf.
Trotzdem wir grosse Velotouren-Fans sind, haben wir Freude am Wandern gefunden. Es ist erstaunlich wie weit man auch zu Fuss kommt. Wir haben noch mehr gesehen und gespürt als mit dem Velo der Kontakt zu den Leuten und Mitpilgern noch intensiver möglich.

Highlights

Pilger Buschtelefon
Unterwegs treffen wir ab und zu Pilger, welche auf demselben Weg unterwegs sind. Wir finden schnell Kontakt. Es gibt immer etwas zu erzählen und es werden auch Erfahrungen und Tipps ausgetauscht.  Diese Kollegen treffen wir immer wieder oder zumindest hören wir von anderen Pilgern, wo sie sich gerade befinden oder wo sie das letzte Mal gesehen wurden. Einige hinter-lassen ihre Spuren auch im Gästebuch in Privatunterkünften.  Bei jedem Treffen wird der neus-te Klatsch ausgetauscht und mancher wundert sich, woher der andere schon wieder alles weiss.
Auf diese Weise haben wir erfahren, dass Charly von Bönnigen bis Merligen den Bus genommen, Christian in Romont beim früheren Arbeitgeber der Mutter übernachten konnte und Uve uns überholt haben muss, weil die Schlummermutter in Schwarzenburg von ihm erzählt. Als wir die Rollstuhlpilgerin Sylvana zum ersten Mal treffen, wissen wir bereits woher sie kommt, wohin sie will und bei wem sie letzte Nacht geschlafen hat.  
Das nennt man eben das „Pilger-Buschtelefon“.
So muss die Kommunikation im Mittelalter funktioniert haben, als Hausierer und Handelsreisende unterwegs waren und die Informationen verbreitet haben.

Bedienen Sie sich
Wir sind von Fribourg nach Romont unterwegs. Das ist wieder eine Etappe von über dreissig Kilometern. Zudem ist es heute ausnahmsweise sehr warm. Am Nachmittag sind wir schon müde und die Beizen sind, wie fast immer wenn wir eine suchen, wieder einmal rar. Auch eine Bank zum ausruhen lässt sich nirgends finden. Das Wasser droht langsam auszugehen und das nächste Dorf kommt erst in fünf Kilometern. Mit stierem Blick wandere ich vorwärts doch Ruth entdeckt im Schatten eines Bauernhofes einen schönen Tisch mit drei Stühlen. Auf dem Tisch stehen schöne Tonbecher mit Muschelmotiv und frische Blumen. Neben dem Brunnen steht ein Pack Süssmost und auf einer Schiefertafel steht französisch und deutsch geschrieben: „Pilgerpause; bedienen sie sich“. Das kommt uns gerade gelegen. Wir legen unsere Rucksäcke ab, strecken auf den bequemen Stühlen unsere Beine und geniessen den feinen Süssmost und den kühlen Schatten.  Es zeigt sich niemand, welchem wir danke sagen können und so schreiben wir einen kleinen Zettel und bedanken uns auf französisch für diese wirklich sehr nette und willkommene Geste.     

Herzlichkeit und Vertrauen
Wir übernachten je nach Angebot in Hotels, Jugendherbergen und Privatunterkünften. Es sind aber nicht die teuren Hotels, in welchen wir uns besonders wohl fühlen.
Nachdem wir 25 Kilometer durch den Regen gewandert sind kommen wir bei einem Bauernhof in Rüeggisberg an. Der Bauer empfängt uns mit warmen Kaffee in der Küche. Später verlässt er uns mit den Worten: „Tut wie zuhause, ich muss jetzt die Kühe eintreiben. Meine Frau kommt dann in einer Stunde vom Bus. Weil das Restaurant im Dorf geschlossen ist, dürfen wir uns am Abend an den Familientisch setzen und ein feines Nachtessen geniessen.
In Schwarzenburg sind die Hotels wegen einer Tagung besetzt und wir finden bei Privatleuten Unterschlupf. Die Frau erklärt uns, sie müsse morgen arbeiten, das Frühstück stelle sie in der Küche für uns bereit. Wir sollen nach dem Zmorgen alles stehen lassen, das Haus abschliessen und  den Schlüssel in den Briefkasten werfen.

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